Eine der größten Herausforderungen der Landwirtschaft ist der Erhalt der samenfesten Getreide- und Gemüsesorten. Altes Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der Getreide- und Gemüsezucht gehörte traditionell zu dem Selbstverständnis bäuerlichen Handelns. Heutige Saatgutunternehmen scheren aus dieser traditionellen Zuchtarbeit aus, indem sie ihren Fokus zum einen auf die Hybridzucht, zum anderen auf die Gentechnik richten. Hybrid-Saatgut bringt höhere Erträge, das geerntete Korn kann jedoch nicht wieder ausgesät werden. Der Nachbau würde nicht mehr die agronomischen Eigenschaften der Hybridsorte aufweisen, ein inhomogener Bestand mit ungewissen Ertragsaussichten wäre die Folge. Es entsteht Abhängigkeit von Konzernen, die auch die Genmanipulation von Saatgut vorantreiben. Wir auf Klostersee arbeiten wie alle DEMETER-Landwirte ohne Gentechnik und ohne Hybrid-Saatgut.
Eine weitere Dimension in der vielfältigen Landschaft der konventionellen Zuchtpraktiken stellen die CMS-Hybriden dar. Mit ihnen wird eine Ungenauigkeit der Gesetzgebung genutzt. „Die EU-Öko-Verordnung untersagt den Einsatz gentechnisch veränderter Nutzpflanzen in der Bio-Landwirtschaft. Doch gestattet sie die Nutzung sogenannter CMS-Hybriden (CMS = cytoplasmatische männliche Sterilität). Dabei werden Pflanzen durch Zellfusion gekreuzt. Letzteres sei im Grunde ein gentechnisches Verfahren, kritisieren Experten. CMS-Hybrid-Pflanzen sind zu hundert Prozent männlich steril und damit – anders als andere Hybriden – unfähig zur Fortpflanzung. Gentechnisch veränderte Pflanzen bilden bekanntlich das Extrem einer primär an Ertrag ausgerichteten Nutzpflanzenzucht: Sie werden mit genetischen Eigenschaften ausgestattet, die aus ökonomischer Sicht optimal sind. Doch bedeuten sie letztlich eine Entwicklung von Getreide, Gemüse und Obst zur Einheitsware.“ (Quelle und mehr Informationen)
Biologisch-Dynamisches Saatgut ist samenfest
Auch Biologisch-Dynamisches Saatgut wird natürlich durch Züchtung verbessert, aber ohne den Einsatz von Genmanipulation oder ähnlicher Verfahren. Für die biologisch-dynamische Landwirtschaft ist Saatgut als unveräußerliches Kulturgut mehr als ein reines Produktionsmittel. Die DEMETER-Richtlinie zur Pflanzenzüchtung bezieht sich auf das Leitbild der Assoziation biologisch-dynamischer Pflanzenzüchter e.V.. Zu den Zielen der biologisch-dynamischen Saatgutentwicklung gehört auch die standortbezogene Züchtung und damit die Förderung regionaler Vielfalt. Als Züchtungsmethoden nutzen die biologisch-dynamischen Züchter
- Selektion aus der sich bildenden Vielfalt
- die klassische Kreuzungszüchtung
- Methoden, die aus den Grundlagen der Biologisch-Dynamischen Landwirtschaft entwickelt wurden. Grundlagen für diese Züchtungsmethoden bilden substanzielle Vergleiche, morphologische Analysen auf der Basis phänomenologisch-vergleichender Betrachtung und imaginatives Anschauen der Pflanze.
Wesentlich für anerkannt biologisch-dynamisches Saatgut ist die Nachbaufähigkeit! In der DEMETER-Landwirtschaft gibt es also kein Hybrid-Saatgut.
Transparenz als Grundsatz bei der Züchtung
Für jede Sorte, die als „aus biologisch-dynamischer Züchtung“ stammend vermarktet werden soll, muss eine Werdegangbeschreibung der Sorte über das Internet öffentlich zugänglich gemacht werden.
Am Beispiel des neu entwickelten Lichtkornroggens der Getreidezuechtungsforschung Darzau kann gut nachvollzogen werden, welche Überlegungen von biologisch-dynamisch arbeitenden Getreidezüchtern angestellt werden. Lichtkornroggen wurde vom Bundessortenamt am 23.9.2011 als Erhaltungssorte mit der BSA-Kenn-Nr. RW 1148 unter der Bezeichnung LiKoRo zugelassen. Auf Klostersee haben wir in der Saison 2012 Lichtkornroggen geerntet.