Gedanken zum Alter  

Wenn man sich mit der Frage auseinandersetzt, wie man die völlig neuen Erfahrungen,
die man in diesem Lebensabschnitt machen kann, leben will,
braucht es Entwicklungsräume.

Von Kindheit an hat man alte Menschen gesehen und erlebt.
Je nach dem was man da gesehen und erlebt hat, wusste man:
So möchte ich auch mein Alter gestalten oder
auf gar keinen Fall möchte ich so leben.

Und dann ist es da,
das Alter, das älter werden, das Rentenalter,
der letzte Lebensabschnitt in diesem Leben.
Den kann man gestalten in den vielfältigsten Formen oder auch davor weglaufen.

Jetzt hat es ja schon gefasst, dieses „ forever young“….

Oder man stellt fest: Vieles was ich mir vorgenommen habe, was ich mache,
wenn ich in Rente bin, ist nicht möglich wegen fehlender finanzieller Mittel, Krankheit, Familie usw.

Oder mein Interesse hat sich im Laufe des Lebens ganz anders orientiert.

Hier auf Hof Klostersee ist ein solcher Entwicklungsraum geschaffen.
Wie sich das Leben in der Haus- und Hofgemeinschaft entwickelt, wie es gelebt und
geliebt wird, hängt von jedem Einzelnen ab und der Verantwortung, die er für sich und
die immer wieder sich erneuernde Haus- und Hofgemeinschaft übernimmt.

Was dabei unerlässlich ist?   H U M O R !!! und das Wissen:
Lernen und üben – es hört nicht auf.


Ein Geschenk des Alters:
Zeit , Bewusstsein und Überblick über die verschiedenen Lebensepochen,
Kindheit – Jugend – Erwachsensein.
Und nun die neue Erfahrung des Alters.

Alt-Sein,  Alt-Werden
Ist Weiterentwicklung, ist schöpferisch tätig sein,
um die im Leben erworbenen Seelenfähigkeiten weiter umzuwandeln in
Liebe, Herzensgüte und Milde.


Ergebenheits-Gebet

Was auch kommt, was mir auch die nächste Stunde, der nächste Tag bringen mag:
Ich kann es zunächst, wenn es mir ganz unbekannt ist, durch keine Furcht und Angst ändern.                 Ich erwarte es mit vollkommenster innerer Seelenruhe, mit vollkommener Meeresstille des Gemütes.

Durch Angst und Furcht wird unsere Entwicklung gehemmt; wir weisen durch die Wellen der Furcht und Angst das zurück, was in unsere Seele aus der Zukunft herein will. Hingabe an das, was man göttliche Weisheit in den Ereignissen nennt, die Gewissheit, die Empfindung, den Impuls des Gemütslebens, dass das was da kommen werde, sein muss, und dass es nach irgendeiner Richtung seine guten Wirkungen haben müsse:

Das Hervorrufen dieser Stimmung in der Seele und das Ausleben dieser Stimmung in Worten, in Empfindungen, in Ideen, das ist die Stimmung des Ergebenheitsgebetes.

Es ist, wie wenn gleichsam Hemmnis nach Hemmnis von der Seele fiele, wenn sie immer mehr und mehr jene Stimmung überkommt, die jetzt als Ergebenheit charakterisiert worden ist gegenüber den aus der Zukunft uns zuströmenden Ereignissen.

So ist diese Ergebenheit, die uns scheinbar klein macht, eine starke Kraft, die uns der Zukunft entgegenträgt, so dass die Zukunft den Inhalt der Seele bereichert und unsere Entwicklung auf eine immer neue Stufe bringt.

                                                 Rudolf Steiner, GA 059:    „Das Wesen des Gebetes“


Seligpreisung eines Alten

Selig,   die Verständnis zeigen für meinen stolpernden Fuß und  meine lahmende Hand.

Selig,    die begreifen, dass mein Ohr sich anstrengen muss, um alles aufzunehmen,
              was man zu mir spricht.

Selig,    die zu wissen scheinen, dass meine Augen trübe und meine Gedanken träge geworden sind.

Selig,    die mit freundlichem Lächeln verweilen, um ein wenig mit mir zu plaudern.

Selig,    die niemals sagen: „ Die Geschichte haben Sie mir heute schon zweimal erzählt.“

Selig,    die es verstehen, Erinnerungen an frühere Zeiten in  mir wachzurufen.

Selig,    die mich erfahren lassen, dass ich geliebt, geachtet und  nicht allein gelassen bin.

                                                           Aus Afrika    ( Verfasser unbekannt )