muttergebundene Kälberaufzucht auf Hof Klostersee – der Weg

Im November 2012 habe ich an einem Seminar zur muttergebundenen Aufzucht auf dem Gut Rengoldshausen teilgenommen. Neben der Vorgehensweise auf diesem Hof haben wir uns auch die Kälberaufzucht auf 4 weiteren Betrieben angeschaut. Dabei ließen sich grob 3 verschiedene Methoden erkennen:

  1. die restriktive Variante: Kuh und Kalb kommen zweimal täglich zusammen, sind aber ansonsten getrennt; die Kuh wird vor oder nach dem „Stillen“ gemolken
  2. die uneingeschränkte Variante: Kuh und Kalb können immer zueinander, das Kalb säuft wann und soviel es will; die Kuh wird trotzdem morgens und abends gemolken
  3. die Kälber wachsen nicht zwingend an der eigenen Mutter auf, sondern saufen gemeinsam mit 1-3 anderen Kälbern an einer Amme

Außerdem erhielt ich viele Eindrücke, wie man auch ohne perfekt eingerichteten Stall Erfahrungen mit der eigenen Herde sammeln kann. Frisch motiviert zu Hause angelangt, ging es gleich ans Umsetzen. Da in meinen Augen allerdings weder Mensch noch Amme dem Kalb die Zuneigung der eigenen Mutter geben können, war es mein Wunsch, eine Strategie zu finden, die es möglich macht, die Kälber 12 Wochen an der eigenen Mutter saufen zu lassen.

Variante provisorischer Winter:
Kuh und Kalb dürfen etwa 5 Tage und Nächte zusammen bleiben, um eine stabile Bindung aufzubauen; zudem kann das Kalb so häufiger kleine Mengen der lebensnotwendigen Biestmilch aufnehmen. Danach wechselt das Kalb in eine Box mit anderen Saugkälbern und darf nur noch morgens und abends jeweils für etwa 1h zur Mutter. Da die Kühe mehr Milch geben, als so ein Kalb saufen kann, werden sie von Anfang an zweimal täglich gemolken. Allerdings wird etwas Milch im Euter belassen. Anschließend gehen die Mütter zum Fressen ins Fressgitter und bekommen, wenn das Melken beendet ist, gemeinsam mit den anderen Kühen Schrot. Danach werden die Kälber aus ihrer Box gelassen und die Mütter aus dem Fressgitter befreit. In den meisten Fällen suchen und finden sich Mutter und Kalb, sonst helfen wir etwas nach. Abgefüllt und Abgeschleckt toben die Kälber meist noch herum, um sich im Anschluß (meist) in der Gruppe auf der Liegefläche abzulegen. Für gewöhnlich gehen die Mütter unterdessen wieder fressen. Dies ist der Moment, in dem man zufriedene, etwas müde Kälber wieder unproblematisch in ihre Box treiben kann.

Variante provisorischer Sommer:                                                                                          Ab Mai 2013 haben wir auf der Weide gemolken. Der Melkstand sollte an einem festen Platz stehen, aber wohin mit den Kälbern? Sie bekamen ein Areal neben dem Weidemelkstand und die Mütter durften weiterhin, nun allerdings direkt nach dem Melken, dazu. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, da nun auf einmal alles anders war, funktionierte das ganze recht gut.

Oktober 2013: Seit dem 4. Oktober melken wir nun im neuen Melkstand/ Stall. Die großen Kälber (Jolina, Toffifee, Zora und Haiti) sind nun über 3 Monate alt und inzwischen von der Mutter getrennt. Die „Frischlinge“ sind erst bis zu 3 Wochen alt und zunächst in einer provisorischen Ecke im neuen Stall untergebracht, da ihr Box noch nicht ganz fertig gestellt ist. Aber sie waren die Ersten, die ihn bezogen haben.

Da ich Hof Klostersee Ende Oktober verlasse, um die Meisterschule zu besuchen, entzieht sich alles Weitere meinem Einfluss. Die Bedingungen für diese Art der Kälberaufzucht sind in meinen Augen nun deutlich optimiert. Wie praktikabel das Ganze ist und was die Tiere von unseren Überlegungen halten, wird sich erst nach und nach herausstellen. Wir dürfen gespannt sein!

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muttergeb. KA auf Hof Klostersee – erste Experimente 2012

Da sich das bisherige Aufzuchtverfahren unserer Kälber nicht richtig anfühlt, habe ich mich auf den Weg gemacht, eine bessere Variante zu entwickeln. Zunächst habe ich angefangen, die Kälber etwas länger bei den Müttern zu lassen. Meistens sind sie etwa 10 Tage mit in der Herde gelaufen. Fallen mehrere Geburten zeitlich zusammen, wird es allerdings anstrengend. Die Kälber sind neugierig und springen in alle Richtungen, die Mütter laufen hinterher. Fazit: diese Variante ist auf Dauer nicht praktikabel.

erste Versuche im Frühjahr/ Sommer 2012

erste Versuche im Frühjahr/ Sommer 2012

 

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muttergeb. Kälberaufzucht auf Hof Klostersee – die Beweggründe

Üblich ist in der Milchviehhaltung, dass das Kalb in den ersten 1-3 Lebenstagen von der Mutter getrennt wird und mit frischer Kuhmilch oder Milchpulverzubereitung (bei demeter nicht erlaubt) versorgt wird, die es aus Nuckeleimern trinkt. So habe ich es auch auf meinen Lehrbetrieben kennen gelernt und lange Zeit nicht in Frage gestellt.  Inzwischen arbeite ich seit einigen Jahren mit Kühen und obwohl dieses Aufzuchtverfahren altbewährt ist und Vorteile hat, bin ich nicht mehr davon überzeugt. Es scheint mir absurd: die Milch wird in eine Kanne gemolken, später wieder auf Kuhkörpertemperatur erwärmt und in Plastikeimern an die Kälber vertränkt. Außerdem konnte ich sowohl bei den Kälbern als auch den Kühen immer wieder Verhaltensstörungen beobachten.  Ich stehe meinen Tieren emotional sehr nah und möchte ihnen gegenüber authentisch sein. Da sich das bisherige Aufzuchtverfahren unserer Kälber für mich nicht richtig anfühlt, habe ich mich auf den Weg gemacht, eine tiergerechtere Variante zu entwickeln. Es ist kein leichtes Unterfangen: Kühe und Kälber sind genauso individuell, wie wir Menschen, deshalb gibt es kein festes Schema, nach dem gehandelt werden kann. Trotzdem muss das Ganze übertragbar und zudem praktikabel sein. Denn obwohl die Kühe auf unserem Hof einen sehr hohen Stellenwert haben, sind wir dennoch ein Erwerbsbetrieb und können wirtschaftliche Aspekte nicht ganz außer Acht lassen. Es ist eine Herausforderung für mich, an der ich nicht nur sehr viel Freude habe, sondern von der ich mir auch mehr Wohlbefinden für unsere Tiere und daraus resultierend eine positive Wirkung auf deren Entwicklung und Gesundheit verspreche. 

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